Summer Camps in den USA? Recht teuer…

Summer Camps in den USA

Teure Summer Camps in den USA!

Der Markt für Ferienbetreuung ist ein Riesengeschäft in den USA. Eine Woche Summer Camp kostet zwischen 200 und 500 $. Bei elf Wochen Ferien und weil die Amerikaner wenige Urlaubstage haben, müssen Familien tief in die Tasche greifen. Bei uns liegt das Budget für acht Wochen Summer Camps und zwei Kinder bei 6.000 $.

Kürzlich habe ich festgestellt, dass die Sommerferien elf lange Wochen dauern werden. Was für meine 15-jährige Tochter ein Traum ist, ist für mich eine Herausforderung. Finanziell und organisatorisch. Meine Jüngste ist gerade 4 geworden. Ihr Bruder ist 5 1/2. Im Sommer werden wir zwei Wochen Familienurlaub in Kalifornien verbringen. Danach verbleiben neun Wochen, um sie sinnvoll zu beschäftigen.

Ein Länder übergreifendes Thema

Sowohl in den USA als auch in Frankreich und Deutschland, ist das Thema “was machen die Kinder im Sommer?” ein wiederkehrendes Thema. Es ist nicht so, dass wir unsere Kinder nicht lieben! Und auch sie, lieben uns mehr, wenn sie sich nicht ein Sommer lang täglich mit uns herumplagen müssen! Wir spielen nicht so gern mit ihnen wie Kinder. Wir sind nicht mal ansatzweise so andauernd glücklich mit Turnen, Springen, Rennen und Verstecken. Und wir sehen nicht ein, dass sie den ganzen Tag vor dem Computer oder Fernsehen verbringen. Fazit: wir sind für Sie reine Spielverderber.

Auf der anderen Seite, so gern wir mit ihnen Zeit verbringen, wir haben viel weniger Urlaub als sie! Lassen wir einige Beamten in Frankreich beiseite, die zwischen regulären Urlaub, Überstunden und Arbeitszeitverkürzung bis zwölf Wochen Ferien kommen. Die Regel ist sechs Wochen in Deutschland und fünf in Frankreich. In der Zeit, wo wir arbeiten, müssen wir die Kinder unterbringen.

Hier in den USA sprechen wir von Summer Camps. In Frankreich waren es “colonie de vacances”, sogenannte Ferienlager oder “centres aérés”, wo Kinder morgens mit dem Bus wegfahren und spät nachmittags zurückkommen. Ich kann mich auch erinnern bei meiner Großmutter einige Wochen im Sommer verbracht zu haben. Vor Langweile habe ich sogar angefangen, ihre Bahnhofsromane zu lesen! Viel besser waren die Wochen in den “Centres aérés”, wo ich nur Spaß hatte.

Ich habe die letzten zwei Wochen damit verbracht, der Markt für Summer Camps in den USA  zu recherchieren. Lesen Sie hier meine Zusammenfassung.

Summer Camps stellen Familien vor einer finanziellen Herausforderung

– Camps allein reichen nicht aus, um ein kompletter Arbeitstag abzudecken. 9 bis 16:00 ist die Regel. Manchmal geht es bis 17:00. Die gute Nachricht ist, dass eine Betreuung vor 9 und nach 16:00 oder 17:00 angeboten wird. Die schlechte Nachricht: es kostet extra. Rechnen Sie mit 40-50 $ pro Woche und Kind zusätzlich.

– Der Preis wird nach dem Verhältnis Kinder pro Betreuer gerechnet. Je weniger Kinder, desto teurer. Der YMCA (ja, ja, der aus dem Lied von Village People!) hat einen höheren Ratio und gehört noch zu den Günstigeren. Angeboten werden einfache Aktivitäten wie Turnen, Fußball, Schwimmen etc…

– Der durchschnittliche Preis einer Woche liegt bei ca. 300 $ für einen einfachen Camp.

– Kinder mit einer besonderen Leidenschaft und besser verdienenden Eltern können zu spezialisierten Camps gehen. Da kostet aber die Woche ca. 500 $. Beispiel: Musik, Golf…

– Ein Summer Camp in den USA mit Übernachtung kostet locker 1.000 $ pro Woche.

– Eine letzte gute Nachricht für amerikanische Steuerzahler (heißt, für diejenigen die Steuer in den USA zahlen): die Kosten sind in der Regel absetzbar!

Summer Camps in den USA sind auch eine organisatorische Herausforderung

– Das Thema ist stressig und früh anfangen lohnt sich! Die guten oder günstigen Camps sind schnell ausverkauft. Die Smithsonians Museum in DC organisieren die populärsten Summer Camps der Hauptstadt. Diese sind dann fast am selben Tag ausverkauft.

– Kinder müssen zum Camp gefahren werden. Die netten gelben Schulbussen, die morgens die Kinder quasi vor der Haustür abholen und zur Schule fahren, machen auch Urlaub. Also, lieber Plätze für alle Kinder im gleichen Camp finden, sonst wird es wirklich kompliziert.

– In Frankreich brachte mich meine Mutter zur Bus-Sammelstelle, Abends holte sie mich dort ab. Zentral gelegen, nah von zu Hause. An sich vergleichbar mit dem amerikanischen Schoolbus. In Deutschland habe ich beides erlebt: Sammelstelle oder Kinder hinfahren.

– Zum Thema fahren: ich wohne in einem Vorort von Washington. Der Verkehr Richtung DC ist höllisch! Das grenzt definitiv die Wahl ein und trägt gleichzeitig zum Budgetgau. Je netter der Vorort, desto teurer der Camp!

– Essen nicht inklusive! Den Sommer lang werde ich morgens zwei Lunch-box vorbereiten und Abends warm kochen. Die Auswahl ist auch massiv eingegrenzt: kein fertiges Essen zum Erwärmen, kein Obst, wenige Gemüsesorten. Was für ein Unterschied zu Europa!

Der Schock: 6.000 $ wird die Ferienbetreuung kosten

Zwei Wochen Haustausch in Kalifornien, eine Woche mit mir zu Hause, davor eine Woche Tennis für Yann und eine Woche Gymnastik für Pauline. Danach einen normalen Summer Camp um die Ecke, von 9 bis 16:00. Eine klare Sache: erschwerte Arbeitsbedingungen für mich. Ich verliere zwei Arbeitsstunden pro Tag.

Mein Mann und ich haben uns nicht für die teuerste Alternativen entschieden. Ich habe außerdem keine Früh- und/oder Spätbetreuung dazu genommen. Bei 40 $ die Woche, wären es noch zusammen für beide Kinder 640 $ dazu.

Wir lebten vor dem Umzug in einer kleinen Stadt am Rhein. Ich habe gerade nachgeschaut: Eine Woche Sommerferienbetreuung in der Grundschule hat in 2013, mit Essen, 167,50 EUR gekostet. Wir haben damals drei Wochen Familien-Urlaub gemacht. Blieben dann nur noch fünf Wochen Ferien für die Kinder. Budget für zwei Kinder? 1.675 EUR. Die Kosten wurden mehr als verdreifacht!

Ein Angebot, um Englisch zu lernen, wie KidsCampAmerica es in Wiesbaden anbietet, kostet 295 EUR pro Woche. Erst damit kommen wir an die amerikanischen Preisen heran.

In Frankreich, ein zwei-wöchentiger Ferienlager kostet zwischen 600 und 900 EUR. Eine Woche Urlaub mit dem UCPA, einer französischen Organisation für Sporturlaub, kostet ca. 400 EUR. Mit Essen und Übernachtung!

Der Markt für Summer Camps in den USA wird ein großes Business bleiben

Amerikaner arbeiten mehr als Europäer. Das stellt der International Labour Organization in diversen Präsentationen fest. Da spielt aber Mentalität eine große Rolle. In den USA, Leistung steht weit oben in der Skala der persönlichen Realisierung.

Mein Mann arbeitet für eine internationale Organisation, wo der Arbeitsstil von Amerikanern geprägt ist. Das, was ich als Gruppenzwang sehe, wird ganz anders von Amerikanern gesehen. Ergebnis: Europäer haben Arbeitsverträge mit einem zu Europa vergleichbaren Urlaubsanspruch. Aber viele, mein Mann inklusive, nehmen den ganzen Urlaub nicht, um nicht im Vergleich zu ihren amerikanischen Kollegen aufzufallen.

In 70% der amerikanischen Familie arbeiten beide Elternteile. Obwohl Amerikaner im Durchschnitt nicht so viel verdienen, haben viele einen zweiten, manchmal sogar einen dritten Job, der Kosten für Gesundheit und Ausbildung decken soll.

Die Schulferien im Sommer sind sehr lang in den USA. Zu den elf amerikanischen Wochen stehen acht Wochen in Frankreich und sechs Wochen in Deutschland gegenüber.

Viele Gründe um zu sagen: Lang lebe die Summer Camps in den USA! Nächstes Jahr gönnen wir uns ein Aupair wieder. Versprochen.

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Foto credit by © Natallia Vintsik

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  1. says: LOUIS

    Ja, freilich! Alles in den USA ist ein großes Geschäft: education, health care, parking, und natürlich auch Kinderferien!…

  2. says: Evelyne

    Dies ist ein sehr interessanter Artikel! Es tröstet mich, dass es anderen auch so geht mit dem Feriencamp-Dschungel resp. teuren Sommerferien (besonders für Grossfamilien!…). Sieben Wochen Urlaub wären auch ok.

    1. says: Catherine

      7 Wochen ist die Regel in der Schweiz?
      Und zum Thema Großfamilie: welche Großeltern nehmen mehr als 2 Kinder auf einmal?