Die amerikanischen gelben Engel – ADAC made in USA

ADAC gibt es in den USA nicht, dafür aber AAA. Triple A hilft bei Autopanne, schleppt kostenfrei bis zu 160 km (100 Meilen) und bietet seinen Mitgliedern Rabatte an. Im Unterschied zu ADAC engagiert es sich bedingt und dann nur lokal in Verkehrssicherheit.

Deutschen sind die Europäer, die am meisten versichert sind

Deutschen sind bekanntlich überversichert. Ich muss es wissen, ich habe in der Versicherungsbranche gearbeitet. Damals war mein Arbeitgeber der Marktführer in den Niederlanden und dachte sich, wenn wir mal in den Niederlanden so erfolgreich sind, dann lass uns mal noch mehr Geld verdienen… in Deutschland. Der Schuss ging nach hinten. Die Firma gibt es noch in Deutschland aber vom Erfolg kann man nicht reden.

Aber darüber will ich heute nicht reden. Adam Fletcher, ein Engländer, der in Berlin lebt, hat in seinem Buch “Wie man Deutscher wird” geschrieben:

“Würde man eine Versicherungsversicherung erfinden – also eine Versicherung gegen den Fall, nicht ausreichend versichert zu sein – könnten wir erstaunt zusehen, wie 80 Millionen Menschen vor Glück sterben”

Wahrscheinlich hat er recht. Und wahrscheinlich ist auch, dass ich weniger Deutsch bin, als mein Mann es mir weismachen will. Denn ich hatte bis vor kurzem keine Triple A-Police, also das amerikanische Gegenstück zu ADAC.

ADAC made in USA

Ich hatte ein wunderschönes Labor Day Wochenende (das ist das erste Wochenende im September, Montag inklusiv). 3 Tage am Meer, Sonne, Strand, die sich wie zwei Wochen angefühlt haben. So schön, dass ich am letzten Tag kurzer Hand um plante, um noch einmal zu baden und Sandburg mit den Kindern zu bauen. Ich nahm dafür Staus auf dem Rückweg im Kauf: Chincoteague liegt auf einer Halbinsel, die einzig über zwei Brücken erreichbar ist. Eine 300 km lange Halbinsel am Meer + zwei Brücken + langes Wochenende = Sie haben es erraten, das bedeutet Stau.

Wie auch immer, Chincoteague in September ist wunderschön: wir haben Delfine und Wildpferde gesehen, draußen gefrühstückt und Sonnenuntergänge auf der Terrasse bewundert. Das Meer war so warm, dass die Kinder stundenlang baden konnten und das wollte ich solange wie möglich auskosten. Die zwei Stunden Stop & Go vor der Brücke waren mir danach, ehrlich gesagt, ziemlich egal.

Was ich nicht eingeplant habe, war die Autopanne. Als wir zurück zum Auto kamen, ging nichts mehr. Die hinteren Türen ließen sich nicht mal aufmachen, die Batterie war leer. Leute, zwei Jahren in den USA und ich hatte nur Ansatzweise von Triple A gehört. Triple A, oder AAA, so heißt das amerikanische Pendant zum ADAC. Im Moment, als ich es gebraucht habe, konnte ich mich nicht mal an ihren Namen erinnern. Nun stand ich da, in voller Mittagssonne, allein mit meinen drei Kindern… aber immerhin mit Wasser, Salamibrot und Joghurts. Verhungern und verdursten würden wir nicht sofort.

AAA ist das amerikanische Pendant zu ADAC

Die Bekanntheit von Triple A ist vergleichbar mit ADAC. Die Ersten, die ich fragte, wussten sofort wem ich meinte. Danach war es ein Kinderspiel die Telefonnummer zu googeln. Ich wurde schnell zu den Richtigen verbunden: zuerst die Verkaufsabteilung, dann die Assistance.

AAA funktioniert wie ADAC. Man ruft sie an, auch im Notfall, und kann sofort Mitglied werden. Es gibt verschiedene Mitgliedschaften, die sich danach richten, wie viele Fahrer gemeldet werden und ob ein RV zusätzlich mitversichert wird. Sonst hilft AAA sofort nur gegen einer Zusatzgebühr in Höhe von ca. 100 EUR. Wer Zeit hat, wartet dann bis zum nächsten Tag.

Ich hatte keine Alternative: ich stand auf dem Parkplatz eines State Parks. Weit und breit keine Häuser, Geschäfte oder Toiletten. Der nächste Ort war einige Kilometer entfernt und ich musste außerdem am nächsten Tag im Büro sein. Ich habe gern extra bezahlt, dafür war das Abschlepp-Dienst nicht mal eine Stunde später da, mit Sonnen gelben Autos wie in Deutschland! Das gab mir gleich ein vertrautes Gefühl. Zwei solide Mitarbeiter haben kurz mit mir gesprochen, Starthilfe geleistet und keine 5 Minuten später fuhr ich los. Pure amerikanische Effizienz!

In Frankreich gibt es kein ADAC oder AAA

Zurück in Washington habe ich erfahren, dass einige meiner französischen Bekannten bereits bei AAA Kunden waren. Geschwärmt haben sie darüber. In Frankreich, sind Franzosen meistens mit ihrer Autoversicherung mitversichert. Diese deckt aber nicht alle Pannen. Es gilt im Allgemeinen: lieber Autopanne im Urlaub als vor der Haustür, denn viele Gesellschaften helfen nur ab einer gewissen Entfernung von zu Hause. Nicht Triple A. Meine Freundin Nadine hat immer wieder Probleme mit ihrem SUV. AAA hat schon fünf Mal ihren Mercedes bis zur Werkstatt abgeschleppt. Ich kann verstehen, warum Franzosen das toll finden!

Wenn ihre Autoversicherung keine Zusatzleistungen bietet, können Franzosen sich im Fall einer Autopanne über eine sogenannte Assistance-Gesellschaft versichern lassen. Es gibt also kein französisches Unternehmen mit einer Vormachtstellung oder vergleichbaren Bekanntheit zu ADAC oder AAA. Laut Wikipedia, hat AAA 46 Millionen Mitglieder. In Deutschland zählt ADAC knapp 19 Millionen Mitglieder.

Nun bin ich Mitglied. Es kann nicht mehr schief gehen!

Was ist mit Ihnen? Welche Erfahrung haben Sie mit Triple A gemacht? Und nicht vergessen, ich freue mich über jeden Kommentar!