Wie deutsch ist eigentlich Aldi in Amerika?

Deutsche Woche bei Aldi in Amerika

So deutsch ist Aldi in Amerika!

Mein Mann ist ein großer Fan von Aldi. Irgendwie bin ich es auch. Zumindest sieht es so aus, wenn Sie meine Blog-Artikel zu Lidl und Aldi in Amerika betrachten. In den letzten zwei Jahren habe ich zwölf Mal über die deutschen Discounter und ihren Kampf berichtet. Aber ich habe noch nie dargestellt, wie deutsch Aldi in Amerika ist.

Auf den ersten Blick gar nicht so viel. Nichts in den Läden deutet darauf hin, dass Aldi ein deutsches Unternehmen ist. Aldi-Angestellte, mit denen ich geredet habe, wussten es auch nicht. Zweimal ist es aber vorgekommen, dass Kunden an der Kasse mich auf Deutsch angesprochen haben. Beide waren früher in Deutschland stationiert und kannten Aldi von damals.

Auf den zweiten und dritten Blick sieht Aldi immer noch wie ein amerikanisches Unternehmen aus, aber nicht für Insider.

Ankunft bei einem amerikanischen Aldi

Die Aldis in Amerika sehen genauso aus wie in Deutschland. Gleiches Logo, gleiche große Parkplätze. Sogar die Einkaufswagen schaffen es, wie in Deutschland auszusehen. Vielleicht liegt es am Pfand. Ich habe in den USA sonst nie erlebt, dass ich Pfand für meinen Einkaufswagen hinterlegen muss.

Inside Aldi in Amerika

Deutsche, Österreicher (die bei bei Hofer einkaufen) und Schweizer (bei Aldi Suisse) werden sich wie zu Hause bei Aldi in Amerika fühlen. Das Licht, der geflieste Boden (lassen sie die Fliesen aus Deutschland kommen??), die perfekt aufgeräumten Regale mit den offenen Kartons, die Kassen, es ist zweifelsfrei ein Aldi wie zu Hause.

Schauen Sie sich die Bilder an. Sie sprechen Bände.

Aldi in Amerika - Gang

Aldi in Amerika - Kasse

Aldi USA - Gang

Obst und Gemüse - Aldi in Amerika

Das Sortiment von Aldi in Amerika läuft in etwa wie in Deutschland:
– Aldi versucht, sein Sortiment so klein wie möglich zu halten.
– Das Angebot unterscheidet zwischen einem Standardsortiment und einem Aktionssortiment.
– Zum Standardsortiment gehören Produkte des Alltags, hauptsächlich Nahrungsmittel.
– Aktionsartikel wechseln sich wöchentlich ab.

Prospektmaterial von Aldi in den USA

Ich habe lange keine Prospekte vom deutschen Aldi gesehen. Jedoch kommen mir diese amerikanischen Aldi Prospekte sehr bekannt vor.

Aldi Father's day

Aldi Scoop Up

Deutsche Woche bei Aldi in Amerika

Also gut, Aldi handelt wie viele deutsche Unternehmen in den USA und verschweigt seine deutsche Herkunft. Ab und an gibt es aber die “Deutsche Woche bei Aldi”! Warum eine “Deutsche Woche”, wenn Aldi gar nicht deutsch sein will? Wie passt das zusammen? Es gibt eine simple Erklärung: Zahlen variieren, aber je nach Quelle gibt es 45-50 Millionen Amerikaner mit deutschen Ahnen.

In der Deutschen Wochen bei Aldi gibt es wirklich echte deutsche Produkte. Aus Deutschland importiert! Letztes Mal habe ich kräftig zugeschlagen und uns Reserve für den amerikanischen Winter zugelegt (pure Ironie bei den jetzigen Außentemperaturen von 30°C und mehr!): Spätzle, Sauerkraut, Apfelstrudel, Müsli, Wurst und Pumpernickel (letztere habe ich eingefroren). Und Schnitzel. Und Doppelkeks. Und… Brezel!!!! Mann, wie wir sie hier vermissen. Die amerikanischen Pretzel (Englisch für Brezel) sind süß und fettig.

 

Unterschiede zwischen Aldi Deutschland und Aldi USA

Lassen wir die größeren Autos und Pickups auf dem Parkplatz beiseite. Ich sehe drei Unterschiede zwischen die amerikanischen und die deutschen Aldis.

#1 Andere Standorte

Aldi findet man mittlerweile überall in Deutschland. In Wiesbaden gibt es ein Aldi in der Nähe der Fußgängerzone. In der Kleinstadt Eltville liegt der Aldi zwar nah an einer Fabrik, jedoch genau so nah zu einem Wohnviertel und einer Schule.

Nicht in den USA. Aldi liegt immer direkt an großen Hauptstraße und unmittelbar in der Nähe von einer Kreuzung. Die Umgebung ist einfach und dicht besiedelt.

#2 Andere Kundschaft

Aldi Kunden in den USA

Mir liegen keine Zahlen für Aldi USA vor. Ich verlasse mich daher auf meine Beobachtungen in verschiedenen Aldi Filialen, bei denen ich entlang der Ostküste eingekauft habe. Vorsichtig ausgedrückt, die Kundschaft hat überwiegend einen Migrantenhintergrund oder gehört zu den Afroamerikanern.

Ganz anders in Deutschland. In 2014 berichtete der Huffington Post:

“84% der Deutschen waren 2014 mindestens einmal in einer Filiale von Aldi Nord oder Aldi Süd erklärte das Marktforschungsinstitut GfK auf Anfrage der Huffington Post”.

In Deutschland geht heute quasi jeder bei Aldi einkaufen. Arme, Reiche. Deutsche, Türken und Flüchtlinge. Arbeiter und Manager. Sogar Superreiche sollen laut die Bild-Zeitung dort gesichtet worden sein.

In 2003 schrieb das Handelsblatt:

“Der Kult-Discounter ist nicht mehr peinlich”. Im gleichen Artikel war zu lesen: “Bis Ende der Achtziger galt Einkaufen bei Aldi als verpönt. Wer dort kaufte, wurde schief angeguckt, als einer der sich die teuren Markenartikel bei Spar oder Edeka nicht leisten konnte. Bloß nicht mit einer Aldi-Tüte erwischen lassen, so was sprach sich schnell rund und der Ruf war hin.”

Erst in den neunziger Jahren gelang es Aldi Deutschland, durch einen stetigen Sortimentswechsel, neue Kunden zu gewinnen. So beschreibt es das Handelsblatt:

“Der Wandel vollzog sich Anfang der Neunziger; durch behutsame, aber strategisch geschickte Veränderungen im Aldi-Sortiment. Auf einmal gab es statt dicker Bohnen Lachs, statt dreierlei Kornbränden Champagner, frisches Obst und Gemüse – und… auch Eis und tiefgefrorene Hähnchenschenkel.”

#3 Amerikanische Produkte und Verpackungen

Das Sortiment ist an die amerikanische Verbraucher angepasst. Es gibt viel Cornflakes, Chips und Fastfood. Und eben diese Cornflakes fielen mir auf, als ich zum ersten Mal bei Aldi in Amerika einkaufte. Aldi vermarktet sie unter seiner eigenen Marke (Milville), aber die Ähnlichkeit zur Markenware ist nicht zu übersehen. Ich habe gerade keine Packung der Frostie Flakes von Aldi vorliegen. Bis ich ein Vergleichsphoto hier platziere, werde ich einfach nur Forbes zitieren (14. April 2015):

“The deletion of brand as a shopping variable is something that ALDI has perfected like no other store label program in the U.S. They accomplish this by simulating the color scheme and front panel symbolism of national brand products in very exacting detail. In doing so, they trigger near instant equivalency between a name-brand, iconic product and the one they are selling as a replacement.

For example, ALDI sells a cereal called Frosted Flakes that, like Kellogg’s K -0.24% Frosted Flakes, is packaged in a blue box featuring the image of a white bowl of cereal flanked by a cartoon animal giving a thumb’s up, in this case a polar bear rather than Kellogg’s Tony the Tiger.”

Das Wort zum Schluss

Aldi ist für Amerikaner eine amerikanische Supermarktkette. Für Deutschen bleibt Aldi deutsch: Aussehen, Preispolitik, Eigenmarke etc. Zum Glück gibt es für beide die deutsche Woche. Dann erfreuen sich alle an deutsche Wurst und Brezel!

Mehr zu Aldi gibt es hier:

Aldi in den USA

USA-Karte mit Aldi Standorten

Wie Aldi USA das amerikanische Discount-Geschäft revolutioniert hat

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  1. says: Thomas Koslowski

    Hallo Catherine, wieder ein interessanter Artikel. Ende der 90er war ich auf Dienstreise irgendwo in Iowa und wir hatten dort einen Aldi entdeckt. Aber wir als Männergruppe hatten uns aus Zeitgründen doch für den Besuch eines Baumarktes entschieden. Aber ich habe immer mehr Aldi auf meinen Dienstreisen in die USA gesehen. Es war immer eine Art “Heimatgefühl”.
    Aldi in Deutschland hat den Ruf des Billigheimers in der Tat vor vielen Jahren ablegen können und wird heute von allen Bevölkerungsschichten besucht. Ich gehe auch regelmäßig dort einkaufen. Das Warenangebot wird stetig ausgebaut. Es gibt mittlerweile viel Tiefkühlkost dort, einen kleinen Backshop, und natürlich die 2 x pro Woche wechselnden Angebote. Das Prospektmaterial ist mittlerweile ein 32-seitiger Prospekt und zusätzlich ein mehrseitiger Prospekt mit Reisen.
    Die Angebote sind natürlich auf der Aldi-Webseite zu sehen, ich kann dir aber gerne den aktuellen Prospekt als PDF-Datei zur Ansicht schicken, zusammen mit ein paar Fotos, die heute geschossen habe. Ich habe leider nur keine E-Mail-Adresse gesehen.

    Ich freue mich auf die nächsten Storys!
    Viele Grüße aus Tornesch (Schleswig-Holstein)
    Thomas

    1. says: Catherine

      Tausend Dank Thomas! Es passt wie auf’s Auge gedrückt ;). Am Freitag kommt die englische Fassung des Artikels, und ich wolle in der Tat deutsche Prospekte zeigen. Du kannst gern diese Adresse nutzen: newsletter@HowToGuide.org

      Ich lese aus der Ferne wie anscheinend/angeblich Aldi immer mehr zum normalen Supermarkt wird. Hier in den USA, ist Aldi schon revolutionär: Pfand für den Einkaufswagen, keine Kreditkarten und offene Ware. Im Vergleich zu anderen Billig-Ketten ist jedoch Aldi 1000x besser, weil 1) so ordentlich 2) die Ware ist frisch 3) es gibt sogar Bioprodukte.

      Ich freue mich schon auf deine künftige Kommentare!

  2. says: Evelyne W.

    Toller Artikel! Und oh ja, dass man die Doppelkekse und Jaffa-Cakes hier im Aldi kaufen kann, wusste ich gar nicht! Danke 🙂

    1. says: Catherine

      Gern geschehen!
      Ich habe auch soeben erfahren, dass Giant Brezel in der Tiefkühltruhe verkauft. Yuppie! Jetzt muss ich nicht mehr auf die Deutsche Woche bei Aldi warten.