Aldi gegen Lidl
Nicht nur in den USA ist das Thema Aldi gegen Lidl von Bedeutung. In der Wirtschaftswoche 02/2016 schafft es Aldi auf die erste Seite. Die Wirtschaftszeitung schreibt da ausführlich über Aldis Milliardenplan, um den Erzrivalen Lidl auszubremsen. Kurz bevor Aldi in Kalifornien seine ersten Filialen eröffnet, zeichnet sich ein radikaler Umbau bei Aldi ab: Mehr Markenware, mehr Service und modernere Läden.
Lange war Lidl nur der Aldi-Klon bzw. -Jäger. In den vergangenen Jahren hat Lidl endlich diese Rolle aufgegeben. Mit einer aggressiven Europa-Expansion hat es fast Aldis Weltumsatz aufgeholt. Das konnte sich Aldi nicht länger gefallen lassen. Sowohl Aldi Nord als Aldi Süd schlagen zurück. Die Wirtschaftswoche wagt den Vergleich mit Star Wars: “Das Aldi-Imperium schlägt zurück” oder “Store Wars: Aldi kämpft mit mehr Marken, neuen Läden und Milliardeninvestitionen.”
Gibt die Wirtschaftswoche einen Hinweis darauf, was Aldi in Kalifornien anders machen könnte? Im Dezember 2013 war in der deutschen Presse zu lesen, dass das Unternehmen bis 2018 mit 650 neuen Läden in die USA expandieren will. Im Frühjahr 2016 ist es soweit: Die ersten Aldis werden in Kalifornien eröffnet.
Mehr über Aldi in den USA können Sie hier nachlesen, oder hier über Lidls Expansionspläne in den USA hier.
Mehr Markenartikel bei Aldi
Sehr lange galt bei Aldi: Wenige Qualitätsprodukte zu unschlagbar günstigen Preisen. Und jeder Deutsche weiß, dass er bei Aldi beste Qualität zu kleinen Preisen erwerben kann. Der amerikanische Aldi Slogan “Top Quality at Low Prices” sagt auch nichts anderes.
Nun hat Aldi sein Markensortiment in Deutschland erweitert. Vor drei Jahren kam Coca Cola. Es folgten Markenbiere (Krombacher), Lenor oder o.b.-Tampons. Mittlerweile kaufen Deutschen Nesquik, TicTac und Nivea bei Aldi ein.
Im WiWo Artikel beschreibt ein früherer Aldi-Manager den Kurswechsel: “Aldi versucht, die Markenikonen zu identifizieren, für die die Kunden eigens ein Geschäft aufsuchen oder es wieder verlassen, wenn das Produkt nicht vorrätig ist”.
Die GfK, ein führender deutscher Marktforscher hat ermittelt, dass die Preise eines Markenprodukts im Schnitt um rund 17% absacken, sobald sie bei Aldi gelistet sind. Die Wirtschaftswoche beschreibt ausführlich, wie Red Bull mittlerweile bei Lidl oder Aldi verramscht wird. Für die Discounter lohnt es sich trotzdem. Sie verdienen an die eigenen Marken genug, um auf Margen bei Markenprodukten zu verzichten.
Mehr Service für Aldi Kunden
Als ich zum ersten Mal über Aldi twitterte, habe ich mich über mehrere Tage hinweg mit einer amerikanischen Aldi Hasserin ausgetauscht. Ihre Kritikpunkte treffen sicherlich bei vielen Amerikanern zu: der Mangel an Service. Nicht jedem gefällt es einen Quarter ($0,25) für seinen Einkaufswagen parat zu haben. Vielen fehlt die Sortimentsbreite. Andere wiederum mögen es nicht, so schnell an der Kasse abgefertigt zu werden.
– Längere Öffnungszeiten bis 21:00, teilweise bis 22:00
In rund 700 Filialen können sich deutsche Kunden auf längere Öffnungszeiten freuen. Auch ein Zeichen der Adaption in den USA: Im Großraum Washington haben die Aldi Filialen mittlerweile auch am Sonntag auf. Als ich in 2013 hierher umzog, war meine Aldi Filiale Sonntags geschlossen.
– Holzbank vor der Tür für die müde Kundschaft
Eine Bank muss nicht besonders gewartet werden. Sie kostet nicht viel. Wer weiß? Vielleicht auch in Kalifornien einen Versuch wert?
– Kaffeeautomat
Hmmm. Amerikaner und Kaffee. Ja, passt. Allerdings für den amerikanischen Kaffee. Halbe Liter Becher, wenig Koffein und viel Milch. Wenn das Produkt stimmt, warum nicht? Ich zweifle allerdings, dass die Idee sich auch in Deutschland durchsetzt: Zuviel Handling für das Personal.
– Toiletten bei Aldi!
“In Zukunft werden wir in allen neu gebauten Aldi-Süd Filialen eine Kundentoilette samt Wickelbereich anbieten”. Gilt das auch für die kalifornischen Märkten, die im Frühjahr 2016 eröffnen sollen?
– Rezeptautomaten
Im Osten von München hat Aldi einen echten Testladen, in dem neue Konzept ausprobiert werden. Hier steht das Rezeptautomat, das Zutatenliste ausdruckt. Natürlich ist alles im Laden erhältlich. Ich wette fast, dass dies nicht in Kalifornien eingeführt wird. Die Amerikaner sind eher Kochmuffel.
Mehr Werbung für Aldi in den USA?
In meinem Post vom 29.12.2015 habe ich ausführlich über Recycling von Werbespots aus dem englischsprachigen Aldi-Ausland oder das Nutzen der neuen Medien berichtet.
Jetzt bleibt nur noch abzuwarten und einen Besuch bei Aldi in Los Angeles abzustatten. Mal schauen, ob sie eher zu einer Art Edel-Aldi mit mehr Marken und mehr Service werden.